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„A bisserl g´schert geht immer“: Portrait Markus Stoll alias Harry G

Promis | Harry G

Markus Stoll hat viele Alter Egos: Eins davon ist Harry G, der Mann mit Hut, der sich seit dem Oktoberfest grantelnd durchs Internet schlägt – und mit seinen Ansichten das sagt, was sich viele in Bayern denken.

So ein Oktoberfest bringt ja vielen Menschen was: den einen einen Haufen Kohle, den anderen eine Alkoholvergiftung, den dritten einen Schuldenberg wegen zu hoher Mass- und Giggerlrechnungen. Markus Stoll hat es vor allem eins gebracht: knapp 40.000 Fans auf Facebook und die Tatsache, dass ihn mittlerweile sogar Bastian Schweinsteiger auf der Straße anspricht. Markus Stoll verkörpert Harry G, dessen kurze Zweiminüter-Videos auf Youtube und Facebook seit dem Oktoberfest die Runde machen.

Ein bisserl wie der Polt?

Harry G, kurz für Harry Gmeinwieser, grantelte sich nämlich vor der Wiesn per Video durch den Pailettendirndl- und Trachtenset-Isarpreißn-Wahnsinn – das sahen zuerst ein paar, dann ein paar mehr und schließlich Unzählige auf Facebook. Die teilten es alle, und Harrys Ansichten über die Münchner Schickeria verhalfen Markus Stoll zu ungeahnter Berühmtheit. Wenn man sich mit ihm trifft, merkt man das immer noch ein bisschen. Stoll kann das noch immer nicht so ganz glauben, wieso seine grantlernden Ansichten über die Menschen in München dermaßen einen Nerv getroffen haben. „Ich halte den Menschen eigentlich nur einen Spiegel vor. Aber anscheinend wollen sie ganz genau das hören“, sagt er, nachdem er sich einen Russen bestellt hat am Münchner Viktualienmarkt. Mit Hut sitzt er da, seinem Markenzeichen. Die Leute drehen sich mittlerweile um nach ihm und schauen, was er so macht, der Harry alias Markus. Der vielleicht Kabarettist sein will, so ähnlich wie der Polt, also nicht politisch, sondern einfach menschlich und mit ein bisserl bitterböser Satire zwischendrin.

Eigentlich braucht er sich nur hinsetzen, sagt er, hinsetzen und schauen, was die Leute so treiben, wie sie sind – und was sie vielleicht manchmal gar nicht so liebenswert macht in ihren Eigenheiten. Genau das sind aber die Themen von Harry G, der Humor als Ventil sieht für so manch menschliche Entgleisung. Markus Stoll, der in Innsbruck studiert hat und passionierter Skifahrer ist („An der Uni hab ich mal vor einer Vorlesung einfach meine Ski hinten in den Hörsaal glegt“), hat schon viele Leute angeschaut in seinem Leben – vor allem die „Großkopferten“ in München. Einen dieser Münchner hat er auch im Programm, den Günther, den klischeehaften Prototypen eines reichen, unsympathischen Immobilienhais. Der Günther, der Harry: Alle sind irgendwie ein bisschen auch Markus Stoll, ein bisschen grantig, ein bisserl g’schert, mit einem satirischen Augenzwinkern. Verprügelt worden ist er noch nie – vielleicht hat das wieder ein bisschen was mit dem Spiegel zu tun, in den die Leute reinschauen, wenn sie seine Videos sehen. Sich selber verprügeln wäre ja auch ein rechter Krampf. Stoll sagt, eigentlich könnte das, was er macht, jeder machen – „aber keiner macht es irgendwie“. Alle 16 Tage war er dieses Jahr auf der Wiesn, schließlich hat die ihn bekannt gemacht. „Und kein Thema ist dankbarer als das Oktoberfest. Keins“, sagt er und fügt dann doch hinzu: „Naja. Der FC Bayern vielleicht.“

Schüchtern ist raus!

Fotografiert wird er seit der Wiesn ständig, auf Facebook kommt er mit dem Beantworten der Nachrichten kaum noch nach. Ob er schüchtern ist, der Markus, der BWL studiert hat und schon mal Investmentbanker war? „Schüchtern war ich noch nie. Das hat auch kein Mensch nötig, schüchtern zu sein.“ Sagt er – und wird wieder ein bisschen zum Harry G, der die Leute nebenan am Tisch angrantelt, weil sie so sind, wie sie sind – ein bisschen unangenehm menschlich eben. Dann erzählt er noch die Geschichte, wie sogar die Polizei am Oktoberfest ein Auge zugedrückt hat, als das Bier aus dem Harry raus musste: und zwar illegal hinterm Bierzelt. So ist er halt, der Harry. Und schon muss er wieder weiter, ins Nachtleben, ins P1, da wo sie alle sitzen, die Isarpreißn. Den Günther hat er mit dabei, den Markus auch. Allein granteln ist schließlich auch ein Schmarrn.

Über den Autor

Eva Hirsch

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