Wenn wir über Heimat sprechen, wird es meist persönlich: Denn oft geht es bei der Bedeutung des Begriffs nicht nur um Orte, sondern auch um Menschen und Gefühle. Wir von Dahoam wollten wissen, was Heimat für Prominente aus unserer Region bedeutet…
Sebastian Horn, Sänger (Bananafishbones)
Beim Begriff „Heimat“ spinnt sich meine Wortspielseele gleich einen „Hai-Maat“. Ein armer Junge, der in den Fängen chinesischer Piraten in der Bordküche Haifischflossensuppe zubereiten muss. Weil ich um den eigentlichen Begriff „Heimat“ immer einen großen Bogen gemacht habe. Ich verband ihn immer mit pseudotrachtlerischem Dimpflmosertum und stiernackiger Dumpfbackigkeit. Aber wenn ich mir jetzt darüber Gedanken mache, hört sich das so an: Ist meine Heimat Deutschland? Nein. Bayern? Nein. Der Isarwinkel? Nein. Lenggries (Wohnort) oder Greiling (Geburtsort)? Nein. Meine Heimat ist kein Ort. Es sind die Augen meiner Frau, meiner Kinder, meiner Freunde. Eigentlich die wohlige Gegenwart freundlicher Menschen auf der ganzen Welt. Und wenn ich´s mir recht überlege, ist das der Weg, den ich gehe, und ich geh ihn an einem der schönsten Flecken Erde, die es gibt.
Adrian Can, Schauspieler
Heimat ist in erster Linie für mich, dort zu leben, wo man angenommen wird und es Spaß macht!
Ich bin in Istanbul geboren. Aber da ich schon mit sechs Monaten von meinen Eltern mitgebracht wurde – nach München –, stellt sich mir nicht die Frage, welche Heimat ich habe. Ich habe nur eine – und das ist Bayern! Das geht sogar so weit, dass ich auch immer als Bayer wahrgenommen werde, wenn ich beruflich in der Republik unterwegs bin – was für mich auch eine Art Anerkennung ist.
Natürlich liegen meine Wurzeln in der Türkei, aber eben nur die! Ansonsten fühle ich mich durchweg bayerisch. Das liegt wohl auch daran, dass ich die bayerische Küche liebe. Jawohl, ich liebe Schweinebraten und Bier!
Julie Fellmann, Schriftstellerin
Heimat ist ein ganz wunderbares Wort, denn es hat etwas Unbegrenztes, es geht darum, wo man sich heimisch fühlt. Im Gegensatz dazu kennen andere Sprachen nur Wörter und Wendungen wie „Vaterland“ oder „das Land, in dem man geboren wurde“. Ich wurde in Paris geboren, mein Vater stammt aus Regensburg. Was wäre dann meine Heimat?
Aufgewachsen im Münchner Süden hat es mich mal bis zum Gärtnerplatz getrieben, weiter bin ich nicht gekommen. Dann hab ich mich schön langsam wieder Richtung Münchner Süden gehangelt, über Sendling und Solln bis nach Baierbrunn. Links der Isar bin ich sowieso immer geblieben.
Vielleicht hat man im Leben nicht nur eine einzige Heimat. Vielleicht ist die Heimat der Ort, an dem man „angekommen“ ist, und vielleicht ruft irgendwann das Leben wieder zum Aufbruch. Ich kann in meiner jetzigen Lebensphase sagen: Baierbrunn ist definitiv meine Heimat. Meine Kinder wachsen hier glücklich auf, ich habe hier erstaunlich viele ganz wunderbare Freunde gefunden, ich liebe unser schönes Öko-Holzhaus, und ich pflege meinen großen sonnigen Garten. Hier lebe ich. Schreiben hingegen kann ich überall. Inspiration ist für mich nicht ortsgebunden. In der Heimat, fern der Heimat – Ideen hab ich immer. Hauptsache ich weiß, dass ich wieder hierher zurückkomme!
Günter Wagner, Bühnenautor
Für mich bedeutet „Heimat“ der Platz oder die Region, mit dem oder mit der ich Erinnerungen verbinde. Wenn ich zum Beispiel durch München – 46 Jahre lang meine „Heimatstadt“ – fahre, gibt es fast alle 100 Meter ein Gebäude, eine Straße oder einen Platz, die ich mit einem Ereignis oder einem Erlebnis aus meiner Vergangenheit in Zusammenhang bringen kann. Oftmals dachte ich das, wenn ich beispielsweise am Sonntag Vormittag bei schönem Wetter mit der Vespa vom Münchner Westen mitten durch die Innenstadt nach Trudering zum Fußballspielen fuhr. Eine Strecke von ca. 45 Minuten, und alle paar Sekunden kamen Erinnerungen hoch. Nicht nur schöne Erinnerungen, aber das gehört eben auch zum Leben. Das ist auch unabhängig davon, ob die entsprechenden Personen, die zu dieser Geschichte gehören, noch anwesend sind oder nicht. Es ist einzig und allein die Umgebung, welche die Erinnerung hervorruft. Wenn sich diese durch Umbauten, Neubauten, Neustrukturierung ändert, verblasst bei mir das Gefühl für „Heimat“.
Ich bin viel in der ganzen Welt unterwegs, und es gibt zahlreiche Orte, an denen ich mich wirklich wohlfühle und mir denke „Hier ist einer der schönsten Plätze der Welt“. Diese befinden sich in Österreich, in Griechenland, in Kanada, auf Fidschi und auch einige in Australien und Neuseeland. Aber diese Plätze würde ich nicht als „Heimat“ bezeichnen, selbst wenn dort, wie in Kanada, unser Haus steht.
In Geretsried leben meine Familie und ich seit sechseinhalb Jahren, und langsam beginnen auch hier die Plätze und Straßen, mir persönliche Geschichten zu erzählen. Bis es sich wie „Heimat“ anfühlt, wird es vermutlich noch etwa 20 Jahre dauern. Aber wir haben ja nicht vor, nochmal wegzugehen. Und wenn ich mir unbedingt das „Heimatgefühl“ geben will, fahre ich mit meiner Vespa Richtung Innenstadt und kaufe mir auf dem Viktualienmarkt oder im Hirschgarten eine Mass! Ist ja alles nicht so weit.
Peter Kremer, Schauspieler
Heimat ist für mich ein Gefühl von „angekommen“ sein, wo die liebe „Seele“ Ruh hat, wo ich mich wohl, geborgen und bestens aufgehoben fühle…