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Der Tölzer Mode-Rebell : Portrait Thomas Bacher

Dahoam sprach mit Thomas Bacher über seine Modemarke „Liebling“ sowie seine Berufs- und Lebensphilosophie.

Thomas Bacher hat in seinem Leben schon vieles gemacht. Als Mechaniker gearbeitet, Halfpipes in Amerika gebaut, monatelang barfuß durch Indien marschiert sowie eigene Surfer- und Skater-Läden mit mal mehr und mal weniger Erfolg betrieben. Doch mit der Gründung des Modelabels „Liebling“ im Jahr 2006 hatte er nicht nur den beruflichen Durchbruch, sondern scheint auch persönlich angekommen zu sein. Ganz nebenbei bricht er noch einige Klischees. Zum Beispiel dass zur Tracht keine Tätowierungen passen, denn von denen hat der bayerische Geschäftsmann und Goaßlschnalzer viele. Oder dass an eine Trachten-Strickjacke keine Kapuze gehört, denn das ist das Markenzeichen vom begehrten Original-„Liebling“-Janker. Mit seinen Ideen revolutioniert er die Trachtenszene und verbindet dabei das traditionell Bayerische mit dem Modernen.

Von der Idee zur Marke

Die Idee zu „Liebling“ entstand aus dem Wunsch heraus, „Lieblingsklamotten“ zu entwerfen. Die Namensfindung dauerte eine Weile, aber nach einem Waldlauf mit seiner Freundin war klar: „Liebling“ muss es sein. Der Name war dann schnell patentiert und innerhalb von fünf Minuten ein wunderbar schlichter, aber dennoch aussagekräftiger Schriftzug entwickelt. Diesen hat sein Freund und Tätowierer Alexander Neumaier entworfen.

„Liebling“ hat sich innerhalb der letzten Jahre zu einer zwar noch kleinen, aber echten Marke mit großem Wiedererkennungswert entwickelt. Die „Liebling“-Kunden schätzen die regionale Herstellung und die handgearbeitete Qualität.

Mehr als nur Geschäft

Bacher lebt seit zwei Jahren nach dem buddhistischen Motto „Wenn Du Geschäfte machst, gebe ein Viertel für die Gesellschaft, nehme ein Viertel für Dich, lege ein Viertel weg und investiere ein Viertel wieder“ – und es läuft besser denn je. Acht Prozent des durch „Liebling“ erwirtschafteten Gewinns werden grundsätzlich in neue Kinderspielplätze, die „Lieblingsplätze“, investiert. Das Patent für den Bau der Plätze steht bereits.

Wichtig ist Thomas Bacher zudem, ein Umdenken der Gesellschaft in Bezug auf das Konsumverhalten anzuregen. „Wenn man wie ich einmal einen indischen Öltankerfriedhof, dessen Überreste zu Nähstuben für gekaufte Kinder umgebaut werden, aus nächster Nähe gesehen hat, vergeht einem die Lust auf Massenproduktionsware“, so Bacher.

Ein bayerischer Lebenstraum

Um stets auf dem Boden zu bleiben, geht er viel barfuß und macht sich bewusst, dass nicht er alleine, sondern sein ganzes Team „Liebling“ ausmacht. Er möchte sich auch „nie und nimmer“ verstellen müssen, sondern weiterhin mit seinem VW-Bus fahren, unter freiem Himmel schlafen und sein Essen über dem Lagerfeuer zubereiten, wenn er Lust dazu hat. „Wer ein Problem damit hat, der muss ja nicht hinschauen“, meint Bacher.

Seine Vision ist es, einen Aussiedlerbauernhof mit Halfpipe, die sogenannte „Liebling“-Ranch, zu bauen, auf der jeder, der mithilft, einen Platz zum Leben bekommt. Wo dieser Bauernhof sein wird? Natürlich in Bayern! Denn eins ist Tom Bacher nach all seinen Auslandserfahrungen klar: „Egal wie schön es woanders ist, wir leben hier in einer Perle.“

„Mia miass’n ned, mia deaf’n“

Um in seiner momentan rasanten Lebensphase entspannen zu können, helfen ihm sein einfaches Leben auf dem abgeschiedenen Ziegenbauernhof am Sylvensteinspeicher und die Zeremonie des Chigong. Die hat sein Leben verändert und ihm, dem Funsportler, gezeigt, dass nicht immer alles schnell gehen muss. Mit dem neuen „Liebling“-Motto „Mia miass’n ned, mia deaf’n“ möchte er auch seinen Mitmenschen zeigen, wie schön es sein kann, entschleunigt zu leben.

Über den Autor

Sandra Johnson

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