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Wunschtraum 11 Monate Oktober: Münchner Zwietracht

Die „Münchner Zwietracht“ hat mit Zank oder Streit so viel zu tun wie ein klassisches Sextett mit Gruppensex. Der Ex-Wolfratshauser und jetzt Wahl-Ickinger Karl-Heinz (Heinzi) Fuhrmann ist Bandmitglied der ersten Stunde. Heuer feiert er mit der „Münchner Zwietracht“ den 20. Geburtstag.

Los ging alles 1991, als die drei Musiker Heinzi Fuhrmann (Trompete), Wolfgang Köbele (Bass) und Karl Eichinger (Gesang, inzwischen abgelöst von Gerry Grass) erste gemeinsame Bühnenerfahrungen sammelten. Die neue Richtung kam dann durch Wolfgang Köbeles Reise nach Brasilien ins Auswanderer-Städtchen Blumenau. Dort gibt es das zweitgrößte Bierfest der Welt. Köbele blickt zurück: „Ich habe dort eine Musik kennengelernt, die der bayerischen Volksmusik ganz ähnlich ist. Das hat mich inspiriert. Ich wollte die brasilianischen Rhythmen mit bayerischen Texten verbinden.“ Zuhause angekommen hat er sich mit Heinzi Fuhrmann zusammengesetzt und „rumgebastelt und ausprobiert“. Sie haben zwei Traditionen, anders gesagt zwei Trachten verknüpft – der Name „Zwietracht“ entstand wie von selbst. Der neue Sound kam beim Publikum sofort gut an. Inzwischen reicht das Spektrum vom Kufstein-Medley bis zu „Highway to Hell“ – mehr Cross-over geht nicht …

Ausgeschlafene Burschen

Im Gegensatz zu allen anderen Wiesn-Bands spielen die Zwietrachtler über 50 eigene Lieder, sind damit auch immer wieder mal im Fernsehen und in den Charts zu Gast. Die Jungs der „populärsten Oktoberfest-Band der Welt“ sind national wie international gefragt. Im Hippodrom sind sie seit 1997 eine feste Institution. Die gute Stimmung im Zelt haben sie in kürzester Zeit aufgebaut.

Mittlerweile schaut auf’s Oktoberfest die ganze Welt – und viele Stars und Sternchen machen dem Münchner Hippodrom ihre Aufwartung. Es gab sogar schon eine Life-Schaltung zu „WETTEN DASS“ mit Michelle Hunziker im Jahr 2010, inklusive eines privaten Besuchs von Thomas Gottschalk am nächsten Abend. Sein gemeinsam mit Heinzi Fuhrmann geschmettertes „Highway to Hell“ ist Legende. Angefragt werden die Zwietrachtler rund um den Globus. Ihre am weitesten entfernten Konzerte waren in Brasilien, Mexico und Korea. „Wir haben auch Anfragen aus Indien, Schweden und Vietnam“, erzählt Wolfgang Köbele. Schlagzeuger Fugmann schränkt ein: „Blöderweise wollen die Veranstalter ihr Oktoberfest alle im Oktober. Da gibt es natürlich nur begrenzte Spielräume.“ Wenn sie einen Wunsch frei hätten? Andi Häckel (Keyboard und Akkordeon): „Dann hätten wir gerne ein Jahr mit elf Mal Oktober und einmal frei!“

Die Frage nach dem „Wiesn-Hit 2012“ beantwortet Mark Fugmann salomonisch: „Schwer zu sagen. Vielleicht nochmal ‚Nossa‘? Aber wir haben auch ‚Takatak‘ im Auge und nehmen es vielleicht kurzfristig ins Programm.“ Wie lange die Profimusiker brauchen, um einen neuen Titel einzustudieren, beantworten sie im Chor und wie aus der Pistole geschossen: „Etwa eine Stunde.“ Heinzi Fuhrmann ergänzt: „Anhören, einmal probieren – beim zweiten Anlauf klappt’s dann meistens.“

Neue Maxi-Single: „I HOB AN KURZEN IN DA HOSN“

Pünktlich zum 20-jährigen Jubiläum erscheint eine Live-CD mit allen Wiesn-Hits: „Heute feiern wir“. Die Maxi-Single dazu heißt „I HOB AN KURZEN IN DA HOSN“ und erscheint am 14. September. Meistgespielter Wiesn-Titel von 1992 bis heute ist bei der „Münchner Zwietracht“ die Eigenkomposition „Juche auf der Alm“. Häckel: „Bei uns stirbt sowieso kein Titel. Was einmal ins Programm aufgenommen ist, kann auch jederzeit wieder angefragt und gespielt werden, selbst wenn ein Titel nicht mehr im laufenden Programm aktiv ist. Aber ‚Juche auf der hohen Alm‘ ist von Anfang an dabei und war nie weg. Das ist – gleich nach ‚Ein Prosit‘ – sicher unser meistgespielter Titel.“

 

 

Erholung nach einer Tournee oder einem Auftritt ist für die sechs Musiker übrigens kein Thema. Die Jungs witzeln drauflos: „Wir gehen ja nicht zum Arbeiten, sondern zum Spielen!“ und „Wir haben ja genauso Spaß auf der Bühne wie die Leute im Publikum!“ Müde sind sie aber manchmal trotzdem. Auf dem Heimweg fallen dann dem ein oder anderen auch mal die Augen zu. Mark, Wolfgang und Andi unisono: „Und beim Heinzi fällt dann meistens der Kopf so zur Seite – so nach links –, als würde er lesen … Dann sagen wir immer: ‚Heinzi ließt im Shell-Atlas‘.“ Alle lachen … Heinzi Fuhrmann lächelt überlegen zurück. Ein ausgeschlafener Bursche halt…

Über den Autor

Bettina Sewald

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