Die Wellküren, die drei berühmten Schwestern der vielleicht noch etwas berühmteren Wellbrüder aus’m Biermoos (ehemalige Bier- mösl Blosn), haben in 30 Jahren viele Themen höchst unterhaltsam abgearbeitet – auch ihren Migrationshintergrund. Im Jahr 1587 flüchtete die Familie Well aufgrund der religiösen und politischen Unruhen im Umfeld von Maria Stuart von Edinburgh nach Bayern. Ein Glück für den bayrischen Humor.
Garantie für g’scheit g’schert
Die Wellküren gehören zur bayrischen Volksmusik- und Kabarettszene wie die Mistgabel zum Misthaufen. Seit 30 Jahren begeistern die Well-Madln Burgi, Bärbi und Moni mit ihren treffsicheren Spitzen zu politischen wie gesellschaftlichen Reizthemen. Halt! Stimmt nicht ganz: Bis 2005 war Schwester Vroni mit an Bord. Im laufenden Programm „30 Jahre Wellküren“ wird bilanziert und erklärt: „Nach 18 Jahren Bühne hat die Vroni dann aber gesagt, sie wolle sich mehr um ihren Mann kümmern.“ Nach einem familieninternen Casting konnte sich Bärbi, die Nummer 11 der 15-köpfigen Kinderschar, durchsetzen und übernahm fortan Erststimme, Harfe und Tuba. Nonnentrompete, Gitarre und singen könne sie alle.
Die Musikbegeisterung wurde den Well-Kindern buchstäblich in die Wiege gelegt. Da haben Gertraud und Herrmann Well ganze Arbeit geleistet. Von ihrem Vater, der Schullehrer und Chorleiter in Günzlhofen war, lernten sie den traditionellen Dreigesang und zahlreiche Instrumente. Als Kinder traten sie im Familienkreis bei Volksmusikantentreffen und Vereinsfeiern in den umliegenden Ortschaften auf. Im Jahr 1975 vergibt Herrmann Well angeblich die einmalige Chance, ähnlich wie die Trapp-Familie zu Weltruhm zu gelangen, weil er einen Auftritt bei „Dalli Dalli“ absagt. Da hatten die kleinen Well-Küken noch kein Mitspracherecht, sehr wohl aber als gereifte Wellküren bei ihren eigenen Auftritten: Da sind sie laut wie lustig, g’schert wie g’scheit. Motto der Kampfansage zum 30. Bühnenjubiläum: Stubenmusi gegen die Idiotisierung des Abendlandes, kurz Stugida.
Genauso frech ändern sie die Liedtexte für das aktuelle Bühnenprogramm „30 Jahre Wellküren“. Die lassen sonst an Originalität deutlich zu wünschen übrig, bedauern die Wellküren einstimmig. „Das war irgendwann fad. Da geht’s ja fast immer nur ums Fensterln und Bravsei’“, erklärt Burgi in gelangweilter Wurschtigkeit. Aber Obacht! Die gelernte Betriebswirtin ist als Nummer 8 der Well-Kinder die Finanzchefin der Wellküren und wirklich nur auf der Bühne etwas verschusselt…
Zurück zu den Texten im etwas verstaubten, klassischen Dreigesang: „Die hamma unser’m Alterungsprozess vorausschauend ordentlich aufg’mischt“, ergänzt Moni, die als Nummer 15 die Jüngste im Bunde ist. Schulterzuckend vermutet sie trocken: „Würd’ ma jetzt imma no vom Fensterln singa – da kimmt ja koana mehr.“ „Bei mir scho’“, kokettiert Bärbi mit einem wissenden Lächeln. Moni pariert mit hochgezogener Augenbraue: „Du wohnst im Erdg’schoss – des zählt nicht.“ Wurscht. Sie haben schließlich ihre (noch lebendigen) Männer und tönen statt „My Baby just cares for me“ (im Original von Nina Simone) in zünftiger Übersetzung „Mei Oida, der schaugt auf mi“. Später schauen die Gatten nur noch das Gras an – von unten…
Keine Chance auf Wellness
Die Wellküren ziehen sich mit ihren Unzulänglichkeiten und Eigenheiten gegenseitig durch den Kakao und feuern nebenbei ihre politischen Statements raus. Und was haben sie nicht alles für Bayern erreicht: Wackersdorf – erledigt! Paragraf 218 – weg! Thema Waldsterben – gestorben! Strauß – gestoppt! Die Verwandtschaftsaffäre („Schüttel-Schorsch“) – aufgedeckt! „Das waren alles wir!“, brüstet sich Moni. „Und mal ehrlich“, gibt sie lausmadlfrech-grinsend weiter an: „Wos is’n besser? Zehn Jahre Helene Fischer? 20 Jahre Andrea Berg? Oder 30 Jahre Wellküren!?“ So lieben sie die Fans! Wo immer die Wellküren spielen, von Hamburg bis Wien, folgt tosender Applaus. Diese ihnen eigene Mischung aus harmonischer Stubenmusi und gepflegter Satire garantiert seit drei Jahrzehnten volles Haus. Und hat dafür gesorgt, dass die Scheidungsquote wieder rückläufig ist. „Na klar“, frotzelt die streitbare Wortführerin der Truppe weiter: „Was glaubst’, wie glücklich die Männer mit ihren Frauen sind, wenn sie nach unserem Programm hier nach Hause gehen.“ Sie wissen, wovon sie reden, sind sie doch alle drei nebenberuflich auch noch Hausfrau, Mutter und Oma. Nach 30 Jahren hätten sich die drei dezent ergrauten Well-Madln leicht zur Ruhe setzen können. Quasi Wellness statt Wellküren… Fehlanzeige: „Jetzt wui der Markus Söder in Bayern Ministerpräsident werden! Des müss’ ma verhindern! Da müss’ ma halt weida mache’“, sind sich die Well-Schwestern einig. Damit sind sie wohl zum ersten Mal einer Meinung mit dem amtierenden Ministerpräsidenten Horst Seehofer! Bis zum Sommer sind sie noch mit „30 Jahre Wellküren“ unterwegs. Termine findet man unter http://www.wellkueren.de.