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Die starken Spiele: Der O’Balandla Clan

Die „O’Balandla“ sind Highlander. Bayerische Highlander. Sie werfen nicht nur Baumstämme, sondern auch Gewichte, Tonnen, Steine. Und machen den Schotten mit ihrer Kraft Konkurrenz.

Jedes Jahr Anfang September ist es so weit: Die stärksten Männer und Frauen im Kilt treffen sich bei Markus Wasmeier im Freilichtmuseum. Dabei haben sie Baumstämme, Fässer, Strohsäcke, Steine – und die wuchten sie recht erfolgreich durch die Luft. Die „O’Balandla“ sind seit vergangenem Jahr die Hausmannschaft von Markus Wasmeier und trainieren für Highland Games in Deutschland und Österreich ihre Fähigkeiten im Werfen, Bogenschießen und in anderen klassisch-schottischen Kampfdisziplinen.

Im Jahr 2013 haben sie „aus einer Gaudi“ heraus mit dem bayerischen Highlandertum angefangen und bei Highland Games mitgemacht, wie Franz Ritzer erzählt – und seitdem lässt die Kraft- und Ausdauersportler aus ganz Ober- und Niederbayern die Leidenschaft nicht mehr los. „Wir hatten keine Ahnung von nix – und dann haben wir plötzlich das Ding gewonnen“, erinnert sich Ritzer. „Einmal infiziert – immer dabei“ lautet die Devise.

Ganz nach schottischem Vorbild

Die Männer der Truppe kommen aus der Steinheber-Szene: Kraft braucht nämlich jeder, der einen Baumstamm so werfen will, dass er sich einmal um die eigene Achse dreht. Die „O’Balandla“ haben also Erfahrung, was Gewichte angeht; einige haben beim Strong Man teilgenommen, 250 Kilo schwere Steine gewuchtet und sich im Kraftdreikampf gemessen. Dennoch kommt bei der Mannschaft keiner aus dem Profi-Fitnessbereich. Verwaltungsbeamte sind als Highlander dabei, Sales Manager, Lkw-Fahrer, Maschinen-, Stahl- und Landschaftsbauer. Dieser Truppe macht also so schnell keiner was vor; vergangenes Jahr musste sie sich bei den Meisterschaften am Schliersee lediglich einer extra aus Schottland angereisten Truppe geschlagen geben.

„Und ob deren Sieg mit rechten Dingen zuging …“, sagt Franz Ritzer und lacht. Die Bayern legen großen Wert auf den sportlichen Charakter ihrer Mannschaft, auf die Gruppenwertungen und achten darauf auch bei den Spielen, an denen sie teilnehmen. Genau an diesem Charakter scheiden sich europaweit die Geister. Während die Schotten ganz akkurat auf den Sport und die Tradition Wert legen, haben die Österreicher einfach gern Spaß – und exen bei vielen Wettkämpfen zum Beispiel vor Spielbeginn eine Halbe Bier oder Apfelschorle. Die „O’Balandla“ orientieren sich in der Richtung eher an ihren schottischen Vorbildern. Das gilt auch für den Kilt. Der ist Pflicht bei Männern und Frauen, ganz im stilechten schottischen Muster, dem sogenannten Tartan. Und drunter gehört immer eine Unterhose – schließlich sind auch oft Kinder als Zuschauer dabei, und beim Werfen eines Baumstamms kann sich der Kilt schon mal in die eher falsche Richtung bewegen.

Das Training für die Meisterschaften ist ein wichtiger Punkt für die Mannschaft: Alle zwei Wochen treffen sich die Mitglieder in der Nähe des Eisbachs im HVB Sportclub, dessen Highlander-Mannschaft sie auch trainingstechnisch unter ihre Fittiche genommen haben. Auf einem speziellen Gelände stanzen sie dann mit den Baumstämmen und Gewichten Löcher in den Rasen – und stoßen so große Steine, dass auch Fred Feuerstein stolz wäre. Frauen sind beim „O’Balandla Clan“ auch dabei – jedoch freut sich die Mannschaft immer über weibliche (und auch männliche) Highlander-Interessierte. Ein bisschen Kraft mitzubringen wäre nicht schlecht; das merkt man spätestens beim ersten Kontakt mit dem meterhohen Stamm, wenn er trotz aller Balance aus Versehen nach hinten wegplumpst.

Wer jetzt auch ein bayerischer Highlander werden will, sollte sich einfach beim „O’Balandla Clan“ melden. Auf Facebook gibt es eine Seite mit allen Informationen, weitere Hinweise auch unter kontakt@highland-games-schliersee.de.

Bildnachweis: Florian Bachmeier

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Eva Hirsch

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