Natur & Freizeit

Tierisch was los im Oberland: Reportage über Vierbeiner der Region

Einer meiner Lieblingssprüche ist: „Wer sagt, dass man Glück nicht anfassen kann, hat noch nie einen Hund gestreichelt.“ Das gilt sicher auch für manch andere Vierbeiner. Denen ist diese Reportage gewidmet. Kurz und gut: Im Oberland ist tierisch was geboten!

Mein erster Ausflug führt mich in die Zugspitz-Region zum Freilichtmuseum Glentleiten, in dem man nicht nur alte Bauernhäuser bewundern, sondern auch zahlreiche Tierfamilien besuchen kann. Okay, bei den Bienen, Gänsen und den Rebhuhnfarbigen Italienern (nur damit keine Missverständnisse aufkommen: das sind Hühner!) kommt bei mir kein Kuschelbedürfnis auf. Aber bei den schmucken Werdenfelser Rindern, insbesondere bei den Kälbchen, möchte ich genauso gerne die Ohren kraulen wie bei den Pferden. Die Liebe – so oder so – bleibt einseitig. Die Viecherl bleiben höflich auf Abstand. Auch gut. Trotzdem ist es beeindruckend, was sich auf den Schautafeln alles über die Geschichte der hier lebenden Tiere erfahren lässt, insbesondere mit Blick auf ihren Nutzen in der Landwirtschaft. Wer hier noch zu Hause ist: Brillenschafe. Die kannte ich bislang nur aus einschlägigen In-Kneipen – mit Sonnenbrille auf dem Kopf bei totaler Dunkelheit. Hier in Glentleiten leben die weltweit letzten 520 echten Brillenschafe (unverkennbare Pigmentierung um die Augen!) Seite an Seite mit Alpinen Stein- und Bergschafen. Allesamt unglaublich nett, vor allem, wenn im Frühling die Lämmer auf die Welt kommen.
Die Glentleiten ist immer wieder einen Besuch wert. Alles auf einmal könnte man nicht mal im Schweinsgalopp an einem Tag anschauen. Öffnungszeiten: vom 19. März bis 11. November dienstags bis sonntags 9 bis 18 Uhr, ab 30. Oktober 9 bis 17 Uhr (mehr Infos unter http://www.glentleiten.de).

Fröhliches Gemecker

Die Zugspitz-Region hat natürlich noch viele andere tolle Ausflugsziele, mehr dazu unter http://www.zugspitz-region.de. Ein Schmankerl ist die Wanderung von der Gröbl-Alm zur Goas-Alm bei Mittenwald. Hier kann man die verschiedensten Ziegenrassen auf der Weide beim Grasen und Spielen beobachten – und nach dem sportlichen Marsch einen kleinen Imbiss genießen. Ziegenkäse oder Ziegeneis? Am besten beides.

1000 Jahre Pferdehaltung

Die nächste Tour führt mich zum Landesgestüt Schwaiganger nach Ohlstadt. Klar, wer reiten kann, hat davon längst gehört. Aber auch für Pferde-Neulinge ist ein Besuch sicher eine reizvolle Angelegenheit. Egal ob zum Jahresbeginn, wenn die stolzen Stuten ihre putzigen Fohlen auf der Weide präsentieren, oder im Sommer, wenn ringsum das Heu duftet, oder wenn Herbsttau oder Raureif die Stimmung prägen: Ein Spaziergang über die gepflegte, weitläufige Anlage lohnt sich immer. Am Fuße der Alpen gelegen leben hier in harmonischem Miteinander Bayrisches Warmblut, Süddeutsches Kaltblut und Haflinger. Das Gestüt blickt immerhin auf über 1000 Jahre Pferdehaltung zurück. Führungen finden von Anfang Mai bis Mitte Oktober jeden Dienstag, Mittwoch und Donnerstag (außer an Feiertagen!) jeweils um 13.30 und 15 Uhr statt. Treffpunkt ist am Brunnen. Dort gibt es auch die Karten. Gruppen ab zehn Personen können ganzjährig Führungen vereinbaren (http://www.lfl.bayern.de/lvfz/schwaiganger, Tel: 08841/6136–0).

Von wegen lahm: Lamas

Exotischer als Pferde sind hierzulande Lamas. Die zotteligen Vierbeiner aus den südamerikanischen Anden sind eine Art Kamel, nur deutlich kleiner und ohne Höcker. Mein Ausflug in die Ammergauer Alpen könnte den Titel tragen: Leon – Liebe für einen Nachmittag! Eine für mich echt neue Erfahrung. Wie gehe ich bei einem Lama auf Tuchfühlung – ohne angespuckt zu werden? Franz Ebert vom Lama-Trekking in Bad Kohlgrub hilft bei der ersten Kontaktaufnahme und macht einen Crash-Kurs in Sachen Lama-Kunde. Nach anfänglicher Scheu (meinerseits) wird Leon schon beim Putzen zutraulich und lässt sich geduldig das struppige Fell bürsten – und später am Halfter spazieren führen. Dann geht es auf eine geführte Wanderung durch die Ammergauer Alpen. Ob Leon die schöne Landschaft genauso genießt wie ich? Er schreitet jedenfalls routiniert an meiner Seite. Ein Begleitservice der besonderen Art – mehr unter http://www.lamatrekking-langkaspar.de, Tel. 08845/7136. Eine Stunde kostet ab 30 Euro.

Raus aus dem Hamsterrad

Ein weiteres Abenteuer führt mich in wunderschöne Flusslandschaften im Oberland zum (ich staune wirklich über mich selber) Fliegenfischen! Ich esse weder Fisch noch Fliegen, und was es mit diesem international renommierten Sport auf sich hat, erklärt mir am idyllischen Gewässer ein sympathischer Guide. Ich lerne die Technik mit Trockenfliege, die im Gegensatz zur Nassfliege nicht als Köder unter Wasser platziert, sondern mit elegantem Schwung auf das Wasser flussaufwärts gesetzt wird. Nach ein paar missglückten Versuchen hüpft mein Herz vor Freude, dass ich die Schnur mit der täuschend echt nachgebildeten Fliege mit dem richtigen Dreh vorausgebracht habe. Obwohl ich nur eine klitzekleine Schnupperstunde habe, erfahre ich enorm viel über Gewässer- und Tierschutz – und dass man nicht einfach eine der edlen Angelrouten kaufen und loslegen darf, sondern zuerst einen Fischereischein beim Landesfischerei-Verband machen muss und dann auch eine Lizenz für jedes Gewässer braucht. Aber selbst in dieser kurzen Zeit merke ich, wie sehr man hier den Kopf frei bekommt und selbst Mega-Manager in kürzester Zeit abschalten und mal aus dem Hamsterrad rauskommen. Mehr zum Thema erfährt man beispielsweise im Angler-Zentrum-Laim bei Christian Gierisch, im Augsburger Angelcenter bei Thomas Haase oder aber im richtig großen Stil auf der „Erlebniswelt Fliegenfischen“. Diese Messe findet am 1. und 2. April in Fürstenfeldbruck statt und ist bei Fliegenfischern in ganz Europa ein beliebter Treffpunkt. Die Initiatoren Michaela und Robert Stroh haben die Messe vor zwölf Jahren ins Leben gerufen und bieten neben vielen Fachvorträgen auch wieder einen extra Bereich für Einsteiger und Frauen (mehr dazu unter http://www.erlebniswelt-fliegenfischen.de). Der Termin steht schon in meinem Kalender…

Klein aber oho: Reptilien

Nicht weit weg in Oberammergau leben die noch viel exotischeren Exoten im Reptilienhaus von Thomas Lücke. Beim „Schlangenmann“ (so sein Name in Nicola Förgs Buch „Mordsviecher“) Lücke erlebe ich eine echte Überraschung. Statt Gänsehaut und Gruselgefühl packt mich die totale Faszination. Die Ausstellungsräume sind angenehm beleuchtet und temperiert, und Thomas Lücke ist ein wandelndes Lexikon. Er kennt Jagdräume, Lebensgewohnheiten aller seiner etwa 140 Tiere und ist bezüglich Nachwuchs-Anfragen mit allen deutschsprachigen Zoos in Kontakt. Außerdem präsentiert er seine Tiere bei Foto-Shootings für Magazine oder bei Radio- und Fernsehsendungen (Antenne Bayern, Soko 5113 oder Sportschau). Öffnungszeiten und weitere Infos: http://www.reptilien-haus.de. Der Eintritt beträgt für Erwachsene 6 Euro, Kinder (4–13) 4 Euro, die Familienkarte kostet 15 Euro. Mit der KönigsCard ist der Eintritt frei.

Orient meets Oberland

Noch ein kleiner Nachschlag in Sachen Kamelkunde? Gerne. Zur Familie der Kamele zählen nicht nur Lamas und Alpakas, sondern vor allem auch Dromedare (ein Höcker) und Trampeltiere (zwei Höcker). Letztere waren für mich immer die einzig wahren Kamele. Und Trampeltier eher ein Schimpfwort. Aber man lernt ja nie aus … Also ab zum Kamelreiten nach Grub in die Gemeinde Valley. Nur 30 Kilometer südlich von München, zwischen Tegernsee und Rosenheim, liegt das idyllische Mangfalltal. Was mit einem Zirkusbesuch begann, ist heute ein lustiger Kamel-Hof. Hier treffe ich Bianca und Konstantin Klages. Er hat aus der Liebhaberei seines Vaters einen tollen Ausflugsbetrieb aufgebaut. „In meiner Kindheit waren die Kamele einfach witzige Rasenmäher“, erzählt Konstantin Klages. Inzwischen bietet er mit seiner Frau Bianca tolle Kamel- und Eseltouren im Mangfalltal, prachtvolle Feste im Orientzelt, ist zu Gast auf Messen, bei Film und Fernsehen (Abendschau BR, Tatort), Theateraufführungen wie Weihnachtsmärkten. Den Streichelzoo gibt’s das ganze Jahr. Auf dem Hof leben Kamele, Alpakas, Lamas, Ziegen, Esel und Pferde. Im Frühjahr werden zwei Kamel-Fohlen erwartet. Zur Überraschung der ganzen Crew kam am 25. Januar bei eisigen 15 Grad unter Null das Dromedar-Mädchen Mali auf die viel zu kalte Welt. Bianca Klages erzählt: „Das war ein ganz schöner Schock. Wir haben drei, vier Tage richtig kämpfen müssen, aber jetzt ist sie über den Berg.“ Besuchen kann man die Tiere täglich außer montags. Die Reit- und Trekkingtouren müssen vorab angemeldet werden. Man kann Touren ab zwei bis zu 70 Personen buchen, mehr unter http://www.bayern-kamele.de und Tel. 08063/9966.

Nach all den Exoten, egal ob mit Zottelfell oder Schlangenhaut, kleiner als ein Daumen oder mehrere Tonnen schwer, bin ich sehr beeindruckt. Aber jetzt freue ich mich ehrlich gesagt auch wieder auf eine ganz normale Gassi-Runde mit meiner Labrador-Lady Pepsi.

Bildnachweis: Archiv FLM Glentleiten, Murnau Zugspitz Region (Christian Kolb), Bettina Sewald, HLG Schwaiganger, Rudy van Duijnhoven (www.flyfishing-blog.com), Gerhard Sauer, Wolfgang Ackermann, Bayern Kamele

Über den Autor

Bettina Sewald

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