Tradition & Brauchtum

Grüß Gott!

Grüß Gott! | Die Bedeutung des bayerischen Grußwortes

Haben Sie es auch schon erlebt? Auf ein freundlich gemeintes „Grüß Gott“ erhält man in fast perfektem Hochdeutsch die Antwort:“Nee, das mach ich nich‘!“ oder „Ja, wenn ich ihn treff“. Meist wird eine solche Antwort spaßig gemeint sein, doch offenbart sie wohl auch Unkenntnis über Herkunft und Bedeutung dieser vor allem im altbayerischen Sprachgebiet typischen Begrüßung. So liegt dem Gruß gemäß dem Standardwerk „Bairisches Deutsch“ von Ludwig Zehetner der Ausdruck „Gott segne dich“ zugrunde. Ein freundliches Grüß Gott ist also keine tiefreligiös oder autoritär gemeinte Aufforderung, sondern als Wunsch zu verstehen, vor Unheil verschont zu bleiben.

Trotz der guten Absicht hört man ein Grüß Gott, ein „Griaß God“ oder „Pfiade God“ immer seltener. Dafür umso häufiger ein schlichtes „Hallo“. Nicht nur in der Großstadt, sondern immer mehr auch in den Kleinstädten und Dörfern. Warum eigentlich? Ja, vielleicht aus Unkenntnis über die Bedeutung. Vielleicht aber auch deshalb, weil das „Grüß Gott“ mit Tradition in Verbindung gebracht wird und Traditionsträger oft in Verdacht stehen, altmodisch, provinziell und engstirnig zu sein. Ein Verdacht, der oft genug falsch ist, wenn man nur genau hinschaut. Doch Vorurteile halten sich hartnäckig und ersparen letztlich das Nachdenken.

Hoffnung schöpfen kann man aus der Entwicklung des Begriffs Heimat. Denn auch die Verwendung dieses Begriffs erweckte lange Zeit den Verdacht, rückwärtsgewandt zu sein, und so mancher Lokal- und Landtagspolitiker hätte sich lieber auf die Zunge gebissen, als das Wort Heimat in den Mund zu nehmen. Bayerntümmelei und Spießigkeit wurden mit Heimat gleichgesetzt, und man musste schon Sorge haben, dass der Begriff auf die Schwarze Liste kommen würde. Vor ein paar Monaten nun widmete die Partei Bündnis 90/Die Grünen dem Begriff Heimat einen mehrtägigen Kongress in Regensburg, und ganz aktuell geht auch das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ der spannenden Frage nach, was Heimat ist. Heimat ist also wieder interessant und gewollt und nicht mehr der erklärte Feind von Offenheit und Fortschritt. Schön wäre es jetzt freilich schon, wenn mit diesem Rückenwind auch das herzliche „Grüß Gott“ wieder eine Heimat in unserem bayrischen Sprachraum finden würde. Dazu braucht es aber keinen Kongress und keine Abhandlungen, sondern einfach nur den Gebrauch.

Ein herzliches „Pfia God“.

Bildnachweis: Fotolia, iStock

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Horst Münzinger

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