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Constanze Lindner: Sie liebt die Bühne und die Bühne liebt sie

Constanze Lindner hat einen Mops. Einen saulustigen. Er heißt Bruno Opel – und ist fast immer dabei, wenn Constanze Lindner unterwegs ist. Beim Wandern und auch im Münchner Lustspielhaus, wo er heiß und innig geliebt wird.

Constanze Lindner
Geschrieben von Eva Hirsch

Die Kabarettistin und bekennende Loriot- sowie Hape-Kerkeling-Verehrerin wohnt mit Mops und Mann am Wörthsee, und da hat sie vor Kurzem auch ihren nigelnagelneuen Bayerischen Kabarettpreis in ihrem Schlafzimmer auf einer Kommode aufgestellt. Dass sie ihn gewonnen hat, kann sie immer noch nicht ganz glauben, aber sie strahlt, wenn sie von der Verleihung erzählt. Luise Kinseher hat im September die Laudatio gehalten – und wahrscheinlich ist es nicht gelogen, wenn man sagt: Die Frau, die manch einer auch als Energiebündel bezeichnen mag, ist im weiß-blauen Kabarettisten-Olymp angekommen. Dabei war es gar nicht so klar, dass dieser Weg für sie der richtige sein sollte: Geboren und aufgewachsen in München, arbeitete sie als Fotografin, im Marketing, bei einer Plattenfirma – und spielte wegen ihrer großen Schauspielleidenschaft nebenbei aber immer Theater.

Zwischen Pho-Suppen und Apfelkuchen

Sie liebt die Bühne also schon lang, und die Bühne liebt sie seit geraumer Zeit zurück, sei es bei ihren eigenen Kabarettauftritten, bei Theaterstücken wie dem „Nackten Wahnsinn“ oder der Moderation des BR-Wohnzimmer-Formats „Vereinsheim Schwabing – Bühnensport mit Constanze Lindner“. Beim Gespräch in ihrem Münchner Lieblingscafé bestellt sie sich zuerst mal Apfelkuchen mit Sahne – die Lindner ist nämlich auch gern mal eine Genießerin und eine begeisterte Köchin. Asiatisch darf es gern sein, vor allem Glücksrollen und Pho-Suppen haben es ihr angetan. „Vielleicht war ich mal Asiatin. Ich weiß es nicht“, sagt sie – und fügt lachend hinzu, dass ihr aber auch der Schweinebraten ganz gut gelingt. Den isst sie aber selten vor oder nach den Auftritten; das Adrenalin sorgt dafür, dass da nicht mal mehr ein Apfelkuchen geht. Die Charaktere, die sie als Kabarettistin und Philanthropin auf die Bühne stellt, entstehen nicht selten durch Beobachtungen bei Apfelkuchen und Co. im Café. Dabei hat sie eins mittlerweile bemerkt: Das echte Leben sei manchmal skurriler, als sie es jemals auf der Bühne zeigen könnte. Aus ihren authentischen Beobachtungen kombiniert sie unterschiedliche Typen zu Bühnencharakteren, feilt an deren Eigenheiten, baut sie aus – und hat mit dieser Methode Herrliches wie Cordula Brödke erschaffen, ein zahnspangentragendes, glitzerliebendes Single-Wollmützenmädchen, das man in seiner charmanten und lauten Naivität einfach lieben muss.

Das Programm muss reifen

Genau wegen dieser Beobachtungsgabe und dem Wunsch, Menschen zu porträtieren, hat es Constanze Lindner früh auf die Bühne gezogen. Wenn sie ein neues Programm erarbeitet, ist es ein Gesamtpaket: Gabi Rothmüller (bekannt von den BR-„Komikern“) übernimmt die Regie; sie kennt die Stärken und Schwächen von Constanze Lindner ganz genau. Michael Altinger und Alexander Liegl, ebenfalls bekannte bayerische Kabarettisten, arbeiten auch mit Lindner zusammen. „Die kennen mich so gut, dass sie alles aus mir rauskitzeln können.“ Wenn sie etwas rausgekitzelt haben, stellt es Lindner dann auf die Bühne – und genau da muss es dann reifen. Denn oft lachen die Zuschauer an ganz anderen Stellen als gedacht, und ein Programm sieht nach zwei Jahren zudem komplett anders aus als am Anfang. Lindners Typen auf der Bühne sind überzeichnete und manchmal polarisierende Charaktere – politisches Kabarett macht sie nicht. Sie interessieren eher Zwischenmenschlichkeiten, und sie will ein bisschen Leichtigkeit ins Kabarett bringen.

Ihr Weg von der Stadt aufs Land war anfangs übrigens ein schwieriger Schritt für den totalen Stadtmenschen Constanze Lindner. Barfuß über eine Wiese zu gehen, war nicht unbedingt ihre Vorstellung von Glückseligkeit. Mittlerweile hat sich das geändert – die Vorurteile, „die am Land seien anders“, stimmen für Lindner nicht. Es komme immer auf die individuellen Menschen und deren Persönlichkeiten an; schräge Typen gebe es überall. Und die wird Lindner auch weiter beobachten, am Land und in der Stadt. Als sie geht, blitzt an ihrer schwarzen Jacke ein Anstecker mit „Wonderwoman“ auf. Den haben ihr Nichte und Neffe geschenkt. Vor Auszeichnungen kann sich „die Stanz“ also momentan nur schwer retten. Und das ist gar nicht mal so überraschend.

Bildnachweis: Martina Bogdahn

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Eva Hirsch

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