Region & Leute

Museum plus: Genuss für Körper, Seele und Geist

Klein und fein: Museen im Oberland mit Kunst, Kultur, Alltag und Handwerk. Modern in der Präsentation, historisch spannend der Inhalt, besuchenswert und viel zu schade als Schlechtwetterprogramm

Museumsbesuche werden ja gerne als „Schlechtwetterprogramm“ angeboten und damit zur Notlösung degradiert. Das ist aber schade, denn man kann einen Ausflug zum Museum wunderbar mit einem ausgiebigen Spaziergang oder einer Wanderung verbinden und den Tag mit einem guten Essen auf dem Lande abschließen, regionale Spezialitäten einkaufen und ein wenig vom Ausflug mit nach Hause nehmen.

Ob man sich eher für Kunsthandwerk oder Gemälde, Karikaturen, Geschichte, Bauernleben oder Alltagskultur interessiert: Im Oberland gibt es eine Vielzahl von kleinen Museen, die sich ganz verschiedenen Themen widmen – oft überraschen sehenswerte Sonderausstellungen oder ein spannendes Begleitprogramm. In den Museumsshops findet man nicht nur Bücher oder Postkarten, sondern Kreatives und Schönes als Erinnerung oder Mitbringsel.

Vom Geigenbau in Mittenwald, bissigen Karikaturen des Norwegers Gulbransson am Tegernsee, Schnitzkunst in Oberammergau bis zu einem Haus voller Geschichte und einer spannenden Sonderausstellung führt unsere herbstliche Museumstour im Oberland.

Barocke Kunst: Lüftlmalerei und Geigenbau in Mittenwald

Ein Ausflug nach Mittenwald lohnt sich in vielerlei Hinsicht. Das Karwendelgebiet wartet mit einer außergewöhnlichen alpinen Berg- und Pflanzenwelt auf. Von der gemütlichen Wanderung bis zu höchst anspruchsvollen Touren ist alles geboten.

Die Häuser des schönen Ortes ähneln ein wenig denen in Bozen. Die alte Handelsstraße von München über Benediktbeuern, den Walchensee und schließlich Mittenwald nutzte schon Goethe auf seiner italienischen Reise.

Das Geigenbaumuseum ist in einem der schönsten und ältesten Häuser Mittenwalds untergebracht, verziert mit kunstvoller Lüftlmalerei. Um 1685 brachte der Mittenwalder Mathias Klotz den Instrumentenbau in seine Heimat – eine Tradition, die seine Söhne und Schüler weiterführten. Kein Geringerer als Wolfgang Amadeus Mozart spielte eine Geige aus der Mittenwalder Werkstatt.

Im Museum bestaunt man die Sammlung barocker Geigen oder besucht die historische Schauwerkstatt. Die Mittenwalder Ortsgeschichte und der Alltag des Geigenmacher-Handwerks werden lebendig: Holzproben zum Fühlen, Lacke zum Riechen, Musik zum Hören und historische Filme zum Anschauen.

Genießer runden den Tag mit einem Besuch im „Marktrestaurant“ ab, wo Andreas Hillejan vom „Feinschmecker“ prämierte Regionalküche auf hohem Niveau präsentiert.

Olaf Gulbransson Museum am Tegernsee

Wer sich zum Tegernsee aufmacht, hat die Qual der Wahl: Noch einmal ein Ruderboot ausleihen? Im Tegernseer Bräustüberl sitzen, den Panoramawanderweg rund um den Tegernsee machen oder ins Museum gehen? Am besten ist eine Kombination daraus: wandern, ein wirklich nennenswertes Museum ansehen und in einem Hofladen einkaufen, wie zum Beispiel beim Boarhof. Oder man besucht die Naturkäserei Tegernsee und schaut den Käsern über die Schulter, denn auch erstklassigen Käse aus Heumilch herzustellen ist eine Kunst.

Das Olaf Gulbransson Museum in Tegernsee widmet sich seit seiner Eröffnung im Jahre 1966 dem Andenken an den norwegischen Maler und Karikaturisten, der sich 1929 am Tegernsee niederließ. Es zeigt Karikaturen, die Gulbransson (1873-1958) für das legendäre Münchner Satiremagazin Simplicissimus zeichnete, durch die er internationale Bekanntheit erlangte. Doch auch seine seltenen Ölgemälde sowie eine umfangreiche Sammlung an Buchillustrationen werden im Museum präsentiert. Ergänzend gibt es Sonderausstellungen mit klassischen und aktuellen Künstlern. Darüber hinaus halten Experten bei sonntäglichen Matineen Vorträge über Themen aus Kunst und Gesellschaft.

Schnitzkunst in Oberammergau

Oberammergau ist bekannt für seine Passionsspiele, für die Ammergauer Alpen und für die Schnitz- und Bildhauerkunst. Nicht wenige moderne Künstler besuchten einst die „staatliche Berufsfachschule für Holzbildhauer“ und erlernten ein traditionelles Handwerk als Basis moderner Kunst.

Eine schöne Wanderung führt auf die Kolbensattelhütte – von dort hat man einen sagenhaften Blick auf die Ammergauer Alpen und genießt im gemütlichen Stüberl oder draußen eine zünftige Brotzeit mit regionalen Produkten, wie zum Beispiel Käse der Ettaler Schaukäserei.

Werdenfelsmuseum: Bauernleben und Bergmalerei

Das Werdenfelsmuseum gibt es schon seit 1895, seit den 1970er-Jahren ist es in einem ehemaligen Kaufmannshaus aus dem 17. Jahrhundert in der Partenkirchener Ludwigstraße untergebracht; so sind also nicht nur die Exponate, sondern auch der Ort selbst sehenswert. Man erfährt viel über Geschichte und Kultur des Werdenfelser Landes, über Volkskunst und bäuerliche Wohnkultur auf stattlichen fünf Etagen und 900 Quadratmetern.

Zur Belohnung und Entspannung gibt es nach dem Museumsbesuch Pralinen der besonderen Art in der Chocolaterie Amelie, die sich ebenfalls in Partenkirchens schöner Prachtstraße befindet. Dass das wirklich auch Kunst ist, sieht und schmeckt man.

Über den Autor

Heike Hoffmann

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