Region & Leute

Raus ins Museum: Spannende Einblicke in drei Freilichtmuseen

Bewahrt und mit neuem Leben gefüllt: Drei höchst lebendige Freilichtmuseen zeigen Landleben, Handwerkskunst und den Alltag früherer Zeiten für Groß und Klein

Melanie Bauer hat einen wunderbaren Arbeitsplatz: Über 60 historische Häuser aus ganz Oberbayern liegen malerisch auf dem Gelände des Freilichtmuseums Glentleiten, hoch über dem Kochelsee. Bauernhäuser und Almen, Mühlen und Werkstätten wurden in den vergangenen 40 Jahren hierher versetzt. Balken für Balken nahm man alte Holzhäuser auseinander, ganze Mauern inklusive Fenster und mitsamt Putz und Farbe versetzte man hierher und konnte so jahrhundertealte Bauten erhalten. In ihnen und im Gelände um sie herum herrscht heute lebendiges Treiben. „Viele dieser Gebäude wären sonst für immer verloren gewesen“, berichtet die Museumshistorikerin. Deshalb hatte sich 1976 ein Verein zu ihrem Erhalt gegründet, die „Grundsteine“ für das Freilichtmuseum Glentleiten waren gesetzt. „40 Jahre – 40 Aktionen“ ist das Motto der Geburtstagsfeier im Juli.

Alle Gebäude sind für die Besucher zugänglich, manche mit Originalmöbeln eingerichtet, wie das Fischerweberhaus, das bis vor wenigen Jahren noch am Tegernsee stand. Um die Gebäude herum blühen Bauerngärten nach alter Manier, auf Blumenwiesen weiden Brillenschafe, und Hühner historischer Rassen picken zwischen Streuobst; aus den Früchten wird wie früher Saft und Marmelade hergestellt und Schnaps gebrannt. Denn früher waren Bauern Selbstversorger, nur wenige Dinge erstand man im Kramerladen, den auf der Glentleiten Marlies Heinritzi und ihr Sohn betreiben.

Geschichte zum Miterleben

Schnüffeln, rätseln, nachdenken, fühlen – so sollen Kinder die Welt von vor ungefähr 100 Jahren erfahren; ein eigenes Rätselhaus wurde dafür eingerichtet. Ein modernes Konzept bekam das Wagnerhäusl, das extra für sehbehinderte und blinde Menschen mit vielen Hör- und Taststationen für Groß und Klein ausgestattet wurde. Auch die vollständig eingerichtete Werkstatt des Wagners ist dabei. In Vorführungen können Besucher erleben, wie aus Holz ein Wagenrad oder eine Schubkarre gefertigt wird.

Alte Handwerkskunst lernt man auch bei Markus Wasmeier in Schliersee kennen – das Museum des ehemaligen Skisportlers ist für Kinder ein riesengroßer Erlebnisspielplatz. Im Wirtshaus gibt’s für die Großen selbstgebrautes Museumsbier. Das denkmalgeschützte Elternhaus des Olympiasiegers war der Grundstock für das heute höchst lebendige Museumsdorf mit reichhaltigem Veranstaltungsprogramm von Kräuterkunde bis Kasperltheater, vom Brotbacken bis zum Bierbrauen.

Ökologie und Bauernalltag

Während die Gebäude der Glentleiten und des Freilichtmuseums Schliersee versetzt wurden, stand der Jexhof bei Fürstenfeldbruck schon jahrhundertelang an dieser Stelle. Bis ins 15. Jahrhundert reichen die Wurzeln des denkmalgeschützten Dreiseithofes, der ehemals zum Kloster Fürstenfeld gehörte. Auch hier werden bäuerliche und handwerkliche Traditionen erhalten, doch man konzentriert sich auf das Zusammenspiel von Mensch und Natur. Im Jexhof kann man einen Mäh- und Dengelkurs machen, sich über alte Schafsrassen informieren oder Buttern lernen. Aber auch Musik, Literatur und Theater kommen nicht zu kurz, egal ob Volksmusik oder Erzähltheater über „Fremd. Sein. Heimat“.

Alle drei Museen liegen in malerischen Naturlandschaften, im Naturschutzgebiet Wildmoos der Jexhof, inmitten beeindruckender Gebirgslandschaften und herrlichen Ausblicken die Freilichtmuseen Glentleiten und Schliersee. Melanie Bauer von der Glentleiten schickte uns zum Abschluss noch auf die Almwiese des Museums. „Dies ist mein Lieblingsplatz, Sie werden gleich merken, warum.“ Fahren Sie hin, auch Sie werden den Grund dafür schnell herausfinden.

Über den Autor

Heike Hoffmann

1

Hinterlasse einen Kommentar