Der erste Schnee in den Bergen macht Lust, die Carver aus dem Keller zu holen. Wir eröffnen die Skisaison mit vier Tipps für Freerider und sportliche Draufgänger, für Genießer und skibegeisterte Familien.
Abenteuerlich: Das atemberaubende Dammkar
Ein Fall für Freerider ist die sieben Kilometer lange Skiabfahrt auf der Nordseite der 2384 Meter hohen Karwendelspitze. Mit der Karwendelbahn geht es hinauf bis zur Bergstation, wo Winterwanderer und Ausflügler sich über die „Verrückten“ wundern, die hier Ski mit auf den Berg bringen. Und ein bisschen verrückt mag tatsächlich sein, wer sich am Ende des rund 400 Meter langen Tunnels zum Startpunkt von Deutschlands längster Skiroute hinabstürzt. Zu beiden Seiten türmen sich steile Felswände auf, die hochalpine Winterlandschaft und feinster Pulverschnee lassen ein Gefühl aufkommen, als befinde man sich in den Rocky Mountains. Atemberaubend wie die Landschaft ist der Run selbst – nach dem kurzen, steilen Starthang geht es den ersten langen Hang hinab. Vorbei an der Bergwachthütte wedeln wir zur Dammkarhütte. Steil geht es durchs Kanonenrohr weiter. Etwas gemütlicher wird es erst am Ende, wo man den Höllenritt auf einem präparierten Forstweg bis zur Talstation der Karwendelbahn locker auslaufen lässt. Einkehr: Vor der Abfahrt kann man sich in der Berggaststätte mit Schnitzel oder Gulaschsuppe stärken, zum Abschluss wartet das Dammkar-Stüberl an der Talstation. Tipp: Wer ein bisschen Zeit mitbringt, sollte an der Bergstation einen Blick in das überdimensionale Holzfernrohr werfen: Das darin befindliche Natur-Informationszentrum erläutert anschaulich die Flora und Fauna im Karwendel und bietet einen spektakulären Blick ins Tal.
Pisten-Infos
Für den Tagesskipass zahlen Erwachsene 35 Euro, Kinder und Jugendliche von 6 bis 17 Jahren 23,50 Euro. Wer nur „zum Schauen“ auf den Berg fährt, zahlt für Berg- und Talfahrt 24 Euro (Kinder und Jugendliche 14,50 Euro).
Sportlich: Die berüchtigte Kandahar
„Kandahar“ – dieses Wort kommt selbst Ski-Profis wie Maria Höfl-Riesch und Felix Neureuther nur mit großem Respekt über die Lippen. Wenn sich nicht gerade die internationale Renn-Elite die berühmt-berüchtigte Piste im Skigebiet Garmisch-Classic hinunterstürzt, können ambitionierte Freizeit-Abfahrer auf den Spuren der Weltstars gen Tal carven. Auch wenn man es weniger rasant angehen lässt als die Profis, deren schnellste die 3,3 Kilometer (über 920 Höhenmeter) unter zwei Minuten absolvieren, stellt sich der Geschwindigkeitsrausch von ganz allein ein. Los geht’s am Kreuzjoch, dann den Tröglhang hinab und mit Schwung durch die langgezogene Olympiakurve auf den Panoramahang zu. Während die Stars hier bis zu 40 Meter durch die Luft fliegen, lassen wir es langsamer angehen und genießen den atemberaubenden Bergblick. Nervenkitzel pur packt einen kurz vor dem Zielhang im „Freien Fall“ – der mit sagenhaften 92 Prozent Gefälle steilsten Stelle im gesamten Ski-Weltcup. Parallel zur beschriebenen Tour verläuft seit der Ski-WM 2011 eine etwas kürzere und weniger steile Damen-Strecke. Wer gerne mal am Mythos Kandahar schnuppern möchte, sich die komplette Abfahrt aber nicht zutraut, kann dank der Mittelstation des Kandahar-Express die spektakulärsten Passagen auslassen. So oder so hat man sich die Einkehr in der „Kandahar 2“ (wie die umgebaute Café-Bar in der Talstation der Kreuzeckbahn nun heißt) redlich verdient. „Stylisch, gemütlich, lässig“ soll die neue Ski-Bar werden. Promi-Faktor: Im Skigebiet Garmisch-Classic kann man mit etwas Glück übrigens ab und zu auch Magdalena Neuner privat die Piste hinunterrauschen sehen.
Pisten-Infos
Den Tagesskipass für das gesamte Gebiet Garmisch-Classic gibt es diesen Winter für 38,50 Euro. Wer auf die Zugspitze will, zahlt 41,50 Euro. Das Twin-Ticket kostet 74 Euro.
Familienfreundlich: Das sanfte Sudelfeld
Unter den großen oberbayerischen Skigebieten ist das Sudelfeld zwischen Bayrischzell und Oberaudorf zweifellos das sanfteste. Die breiten, gleichmäßig geneigten Skiwiesen bieten ideale Bedingungen für Anfänger und Fortgeschrittene und sind deshalb bestens geeignet für einen vergnügten Skitag mit der ganzen Familie. Erste Anlaufstelle für die jüngsten Brettlartisten ist das Kinder-Erlebnisareal „SchneeLeoLand“ am Unteren Sudelfeld. Dort lernen die Kleinsten mithilfe von Zauberteppich und kleinkindgerechten Figuren, die ersten Schwünge in den Schnee zu setzen. Mama und Papa können derweil von der Schindlberger Alm aus zuschauen oder – da Kinder das Areal unter Aufsicht auch alleine nutzen können – zwischendurch mal ohne den Nachwuchs die mittelschweren Abfahrten vom Oberen Sudelfeld unter die Skier nehmen. Ein Mordsspaß für Kinder, die sicher auf den Brettern stehen, ist die Abfahrt durchs „Kanonenrohr“ (parallel zur Kitzlahner Vierer-Sesselbahn), eine Schneise mit einer kleinen, unpräparierten Buckelpiste. Hinauf gelangt man vom Unteren Sudelfeld mit Waldkopf-Doppelschlepplift, Plattenlift (beim Snowboard-Funpark) und dem Schlepplift Mittleres Sudelfeld. Einkehrtipps sind die ursprüngliche Waller Alm und die deutlich lebhaftere Speck-Alm gleich nebenan, wo man unbedingt die Speckknödel probieren sollte. Beide Berggasthöfe liegen mitten im Skigebiet. Bei der Abfahrt hinab nach Grafenberg bietet im Bereich des Rankenlifts eine Wellenbahn mit künstlich angelegten Hügeln dann nochmal einen besonderen Spaßfaktor für die Kids.
Pisten-Infos
Ein Familienskipass kostet für zwei Erwachsene und alle eigenen Kinder 72 Euro. Tagesskipass für Erwachsene 29 Euro, für Kinder (6 bis 15 Jahre) 15 Euro, für Jugendliche (16 bis 17 Jahre) 25 Euro.
Griabig-gemütlich: Hütten-Hopping am Brauneck
Was wäre ein Skitag ohne Einkehrschwung? Nicht vorstellbar, besonders am Brauneck, das mehr Hütten und bewirtschaftete Almen aufweist als jedes andere bayerische Skigebiet. Inklusive dem Panoramarestaurant an der Bergstation weist der Pistenplan 16 Einkehrmöglichkeiten aus. Was liegt also näher, als einfach mal von einer fabelhaften Einkehr zur nächsten über die Hänge am Lenggrieser Hausberg zu carven. Wer die gemütlichen Hütten und griabigen Abfahrten ausgiebig genießen möchte, darf dafür locker einen vollen Tag einplanen. Nach der Auffahrt mit der Kabinenbahn schwingen wir am frühen Morgen entspannt zur (unter Denkmalschutz stehenden) Finstermünzalm. Wer die verpasst, schwingt wenig später bei der vor allem bei Einheimischen beliebten Anderlalm ein. Von dort schwebt die Finstermünz-Sesselbahn wieder aufwärts, oben angekommen lohnt sich ein Schwenk zur populären Tölzer Hütte. Weiter geht es mit dem Zirkus-Lift, von wo es nur ein paar Schwünge bis zum unvermeidlichen Einkehrschwung in die Stie-Alm sind. Dort genießen wir bei einer Jausenplatte und selbstgemachtem Käse erst die Sonne und dann den Idealhang – der so schön geneigt ist, wie er heißt. Für das Finale bieten sich verschiedene Möglichkeiten: Wer noch Lust hat auf eine richtig zünftige Hütte, dem sei die mitten im Skigebiet gelegene Kotalm (und der köstliche Kaiserschmarrn) empfohlen. Könner fahren von der Bergstation auf direktem Weg über die Weltcupabfahrt ins Tal und machen unterwegs einen Abstecher in die Reiseralm. Wer es entspannter mag, der kann es auf der Familienabfahrt laufen lassen und am Milchhäusl oder im Jaudenstadl in Wegscheid noch einen Absacker nehmen, bevor ihn der Skibus zurück zur Talstation der Brauneck-Bergbahn bringt.
Pisten-Infos
Der Tagesskipass für Erwachsene kostet in dieser Saison 31 Euro, für Kinder von 6 bis 15 Jahren 16 Euro. Jugendliche (16 bis 17 Jahre) und Senioren ab 63 Jahren zahlen 28 Euro.