Natur & Freizeit

Ab ins Tal: Beliebte Rodelstrecken im bayerischen Oberland

Die Ferienregion um Tegernsee, Schliersee und Spitzingsee hat ihren ganz eigenen Charme. Bei Einbruch der kalten Jahreszeit scheint die Zeit im Tal stillzustehen, doch auf den Rodelstrecken erwacht das Leben. Dabei geht es mal rasant, mal familienfreundlich zu – vier Beispiele.

Ein Samstag im November. Für eines der letzten Male in diesem Jahr vertreibt die Sonne am Tegernsee für kurze Zeit die Kälte. Am frühen Abend, gerade überwindet der Uhrzeiger noch die Fünf auf dem Zifferblatt, erheben sich die letzten Sonnenstrahlen des Tages schon in Rot, Gelb und Lila über den Berggipfeln und spiegeln sich auf der Wasseroberfläche wider. Eine halbe Stunde später ist die Sonne verschwunden und die Kälte aufgezogen, während der Ort Tegernsee nur noch sporadisch beleuchtet wird.

Der Berg erwacht

Entlang der Seestraße mit den Traditionsbetrieben, die Mode, Schmuck oder ein Zimmer für den Urlaub feilbieten, flanieren nur noch wenige Menschen. Ein junges Paar aus München genießt sichtlich die Ruhe auf der romantisch beleuchteten Promenade, lässt sich kurze Zeit später am Rand des Sees auf einem Vorsprung nieder und blickt seelenruhig in die Sterne: Wie es ihnen hier gefällt? „Wie im Märchen“, sagt sie, eng in ihre Jacke gekuschelt. Und dass es um diese Uhrzeit so ruhig sei, das kenne sie aus der Großstadt nicht. Die Zeit läuft einfach anders im tiefen Oberbayern, vor allem wenn Väterchen Frost sich so langsam ankündigt – zumindest unten im Tal.

Denn ein paar Höhenmeter weiter oben geschieht im Winter ein regelrechtes Erwachen. Die Ferienregion lockt nämlich nicht nur Traditionalisten und Liebhaber malerischer Kulissen, sondern auch Wintersportfans mit Unterhaltungsmöglichkeiten in allen erdenklichen Facetten. Besonders das Rodeln erfreut sich im Winter großer Beliebtheit.

Josef Kathan ist der Vorsitzende des „Rodelclub Rottach-Egern“ und weiß: „Rodeln hat schon lange Tradition. Auch, weil der Rodelsport ein Familiensport ist, der gerade deshalb so beliebt ist, weil er nicht viel kostet“, erklärt er. Seine Heimatbahn befindet sich am Wallberg und ist die längste Naturrodelbahn Deutschlands. Mit dem Schlitten geht es vom Wallberg-Panoramarestaurant in 1620 Metern Höhe über die Wallbergmoosalm hinunter zur Talstation der Wallbergbahn auf 825 Höhenmetern. Die Abfahrt dauert eine halbe Stunde, was aber der Länge der Strecke geschuldet ist und nicht etwa langsamer Geschwindigkeit: „Die Bahn ist zwar keine Rennstrecke, aber trotzdem sehr anspruchsvoll“, erklärt Kathan. Nichts für Anfänger also. „Flacher und familienfreundlicher ist die Rodelstrecke Am Sibli“, sagt er. Da laufe man nur etwas mehr als 15 Minuten bis zum Startpunkt, und es gehe bei Weitem nicht so rasant ins Tal wie am Wallberg. Mit 1,5 Kilometern Länge bleibe es dabei auch wunderbar übersichtlich. Am höchsten Punkt ist die Rodelstrecke auf 1137 Höhenmetern, am niedrigsten bei 955 Höhenmetern angesiedelt.

Familienspaß statt Kunsteis-Rennen

Doch nicht nur am Tegernsee hat das Rodeln Tradition, sondern auch am nahegelegenen Schliersee und Spitzingsee. Neben der örtlichen Touristeninformation weiß auch Karl-Heinz Manhart Rat, wenn es um das Rodeln in der Heimat geht. Er ist der Vorsitzende des „Rennrodelclub Schliersee“. Eigentlich fahren er und die anderen Mitglieder auf Kunsteisbahnen mit einem ziemlichen Tempo, doch für das Dahoam-Magazin hat sich Manhart ausnahmsweise mal keine Gedanken über das Rennrodeln, sondern darüber gemacht, welche Rodelbahnen auch für reine Hobbyfahrer einen Besuch wert sind. „Die Alte Spitzingseestraße ist sehr gut präpariert und definitv eine Bahn für jedermann“, sagt er. Die familienfreundliche Rodelstrecke ist zwei Kilometer lang und erstreckt sich über 200 Höhenmeter. Ebenfalls sehr beliebt sei die Obere Firstalm am Spitzingsee, weiß Manhart. Kein Wunder: Denn die Rodelstrecke sei einfach „wunderbar und ein Besuch rentiert sich auf jeden Fall“. Mit 2,2 Kilometern ist die Strecke etwas länger als die Rodelbahn auf der Alten Spitzingstraße, und man legt etwa 300 Höhenmeter zurück. Und wie steht es um den Schwierigkeitsgrad? „Ach“, winkt Manhart ab, „mit einem normalen Rodel kann man das schon ganz gut steuern.“ Der Rennrodler muss es ja wissen.

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Benjamin Krischke

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