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Neues Live-Album „Rhythm Fever“ von The Stimulators

Als die Stimulators 1999 zum ersten Mal, kurz nach ihrer Gründung, im rauchigen „Sowieso“ im Wolfratshauser Obermarkt spielen, haben sie noch nicht einmal eigene Plakate: Ein altes Poster mit Gitarrist Peter Schneider und einer abgewetzten Fender Stratocaster in extatischer, nahezu orgasmischer Pose trägt den handgeschriebenen Vermerk „Neue Band: The Stimulators“ – und wird der Beginn einer kleinen, aber feinen Karriere.

An diesem eiskalten Abend im Winter 1999 quetschen sich die Menschen in die Wolfratshauser Kneipe. Die Luft ist zum Schneiden dick und auf der improvisierten Bühne drängen sich sechs Musiker um ihre Instrumente. Um sie herum wabert ein feuriger Mix aus Blues, Ska und Jazz. Altfans von Peter Schneider haben jedes Mal ein seeliges Lächeln auf den Lippen, wenn der Meister die Augen schließt, den Mund leicht öffnet und eines seiner Gänsehautsolos in Angriff nimmt, Freunde von Florian Sagner dagegen blicken voller Stolz und Bewunderung auf den musikalisch gereiften Trompeter aus Geretsried. Es ist einer dieser scheinbar kleinen Abende, die eine große Wirkung entfalten: Die Stimulators sind in die Leben einiger neuer Fans getreten.

Kurz darauf kennt jeder in der Region, in Bayern, in ganz Deutschland die Stimulators, bis dann der legendäre Anruf des Managements von James Brown kommt: Der Chef habe zufällig ein Album der Band in die Finger bekommen und wolle sie als Vorband – der Rest ist Geschichte: Die Stimulators mausern sich zu einer bisweilen fast schockierend guten Liveband, die sogar scheinbar fußlahme Menschen zum Tanzen zwingt und selbst dem coolsten Typen des Clubs die Körpertemperatur in beunruhigendem Maße ansteigen lässt.

Mit Rhythm Fever erscheint nun das achte Album der Band – und besinnt sich ganz auf die Schlüsselqualifikation der Band: Rhythm Fever ist ein Livealbum mit Leib und Seele. Technisch perfekt aufgenommen geht kein Funken beim Überspringen verloren, inhaltlich wird scheinbar das Bewährt-Bekannte geboten: Ein paar neue Songs im Latin-Gewand, ein paar alte Titel und sogar – endlich mal wieder – der Hauch eines Covers, in diesem Fall Bo Diddleys „Diddley Daddy“, das allerdings in einem extatischen Jam gipfelt, den man in der Gestalt noch nie von dieser Band gehört hat. Und genau das ist auch das Besondere an diesem Album: Es wartet mit Überraschungen auf, die man schon länger nicht mehr von den Stimulators aufgetischt bekommen hat. Grund hierfür dürfte der Sänger Adriano Prestel sein, der seit einiger Zeit in der Münchner Funk- und Soulszene überaus präsent ist und auf diesem Album wie auch bei den derzeitigen Konzerten der Band als Special Guest auftritt. Seine außergewöhnliche Stimme gibt den Stimulators eine gesunde Portion Jugendlichkeit zurück, sie verleiht dem entspannten Reggae „The way of the world“ einen energetischen Schub und soult sich gnadenlos durch „Home“. Heimliches Highlight des Albums: „Come to my kitchen“, eine Ballade aus der Feder von Schneider und Prestel, eine Ode an Schneiders Lieblingszimmer in seiner Wohnung, die Küche. So brilliant die Stimulators als Gesamtgefüge sein mögen, dieses Stück hat eine Qualität und Intensität, die Peter Schneider zuletzt mit seinem Gesangspartner Peter Culross erreicht hat.

Fazit: Das musikalische Botox in Form von Adriano Prestel tut sowohl der Band als dem Album mehr als gut. Für einen Fan der Stimulators ist „Rhythm Fever“ ein obligatorischer Kauf – wer die Band jedoch noch nicht kennt, hat mit diesem Album das ideale Werkzeug in der Hand, die Stimulators kennen zu lernen.

Und wer dann noch nicht genug hat, kann sie am 20. Dezember im Geltinger Hinterhalt live bewundern. Gut möglich, dass auch dieser Abend schwer vergesslich wird, so, wie es bereits vor 14 Jahren einigen heutigen Fans ergangen ist.

// The Stimulators – Rhythm Fever // VÖ: 28. Oktober 2013 // Label: United Sounds Records // Hörproben gibt es hier.

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Sebastian Klug

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