Kunst & Handwerk

Der mit dem Holz spricht: Nikolas Berwians Leidenschaft für Blockhäuser

Nikolas Berwian hat durch einen Zufall seine Berufung entdeckt. Während er in Kanada Schlittenhunde züchtete, wuchs seine Leidenschaft für Blockhäuser. Er baut sie seit 20 Jahren und kommt nach eigenen Angaben von diesem Virus nicht mehr los. Vor acht Jahren ist er in Greiling bei Bad Tölz angekommen und baut mit Motorsäge und viel Feingefühl aus mächtigen, heimischen Tannen einzigartige Wohlfühl-Gebäude.

Nicolog. Schon mal gehört? Was ungewohnt klingt, erschließt sich sofort, wenn man weiß, dass „log“ im Englischen auch Baumstamm bedeutet. Zusammen mit dem Vornamen Nikolas wird schnell ein (Holz)Schuh draus: Nikolas Berwian ist Chef von der Greilinger Firma Nicolog und seit vielen Jahren leidenschaftlicher Blockhaus-Bauer.

Schuld daran ist, wie so oft, eine Frau. Doch in diesem Falle ist natürlich alles ganz anders. Nach Schule und Zivildienst absolvierte der damals 21-Jährige ein Auslandsjahr in Kanada. Und zwar so richtig Kanada, im Nirgendwo an einem See, an dem ihn seine Gastmutter Betty alle zwei Wochen mit einem Floß über den See besuchen kam und mit Lebensmitteln versorgte. Für sie hat er Schlittenhunde gezüchtet und ganz nebenbei den ersten Schritt auf seinem beruflichen Lebensweg gemacht: „Ich habe dort in einem etwa 100 Jahre alten Blockhaus gelebt und hatte neben der Hundezucht viel Zeit zum Lesen.“ In der Hütte fand er das Buch „Building with Logs“ von B. Allan Mackie, quasi die Bibel für Blockhausbauer: „Ich habe das Buch bestimmt fünfmal gelesen – oder öfter.“ Das war seine Initialzündung. Statt, wie ursprünglich geplant, eine akademische Laufbahn einzuschlagen, erlernte er nach seinem ersten Kanada-Aufenthalt das Zimmererhandwerk: „Das war so eindeutig: Ich wollte nur noch das machen. Wenn man mal so intensiv in so einem Haus gelebt hat, lässt einen die Faszination und vor allem das Gefühl von Behaglichkeit nie mehr los!“

Nach der Ausbildung ging es gleich wieder zurück nach Kanada. Diesmal aber in Begleitung seiner Lebensgefährtin Ellen, die er schon seit der Schulzeit kennt und mit der er inzwischen verheiratet ist und zwei Kinder hat. „Damals habe ich für eine Aussteigerin mein allererstes Blockhaus gebaut, abgeschieden in der Bergwildnis des Küstengebirges von British Columbia. Mit den eigenen Händen. Das war wirklich eine einzigartige Erfahrung. Im Winter, es war alles tief verschneit und der See von Eis bedeckt.“ Die idyllische Landschaft toppt die Härte des Handwerks. Berwian erinnert sich: „Wir haben die Bäume am Seeufer gefällt und dann mit Muskelkraft und unseren bloßen Händen zum Bauplatz gezogen.“ Dann wurden die Baumstämme entrindet und später im Sommer Stück für Stück zu einer Hütte aufgerichtet. Ein hartes Stück Arbeit – aber ein weiterer Meilenstein in seiner Vita.
urück in Deutschland avancierte Berwian zum Meister-Blockhausbauer. Später verbrachte Nikolas, genannt „Nick“, drei harte Jahre in Russland, um einen deutsch geführten Blockhausbaubetrieb aufzubauen und zu leiten. „Wir haben buchstäblich von Null angefangen“, erzählt der 43-Jährige lächelnd, „ich habe mir die Leute auf der Straße gesucht und sie in die Geheimnisse unserer speziellen Bauweise eingearbeitet.“ In Russland hat der gebürtige Karlsruher auch immer noch gute Kontakte: „Unsere sibirische Partnerfirma ist gerade mit dem Bau einer einzigartigen Blockhaus-Sauna aus Zirbenholz beauftragt, die noch in diesem Jahr eine große Saunalandschaft in der Nähe von München bereichern soll. Das Bauvorhaben wäre aus Beständen der europäischen Zirbelkiefer schlichtweg unbezahlbar.“ Wenn er über den Werkstoff Holz und seine besondere Beschaffenheit spricht, spürt man eine tiefe Liebe und den Respekt vor der Natur und jedem Baumstamm.

Mit der Geburt von Tochter Johanna wurde es Zeit für den Blockhausbauer und seine Ellen, die als Försterin im Bayerischen Staatsforst tätig ist, Wurzeln zu schlagen. In Greiling bei Bad Tölz ist der Naturliebhaber am Standort eines traditionellen Sägewerkes beruflich sesshaft geworden und ist inzwischen in der Nachbarschaft gut vernetzt: „Oft kommen die hier wohnenden Waldbesitzer direkt vorbei und erzählen mir, dass sie mir gerne eine besonders schön gewachsene Tanne am nahen Vorberg zeigen wollen.“ Gemeinsam fährt man dann ins Holz und schaut den Baum an. Jeder Stamm wird einzeln ausgesucht. Mit viel Sorgfalt. Das ist wichtig für die Häuser, die ja „nicht von der Stange“, sondern exklusive Unikate sind. Die Baupläne kommen manchmal von den Bauherren, werden oft aber auch mit diesen gemeinsam entwickelt.

Die Baumstämme werden behutsam von Hand entrindet und sorgfältig gelagert. Die akribische Bearbeitung erfolgt mit traditionellen Handwerkzeugen, aber vor allem auch der Motorsäge. So werden die Gebäude wie bei einem „Bausatz für Große“ komplett aufgebaut. Damit ist es aber noch lange nicht getan. Berwian: „Wenn alles steht, werden die einzelnen Stämme beschriftet und das Haus wird wieder abgebaut, verladen und dann zum Kunden transportiert. Dort wird dann wieder alles Stück um Stück aufgebaut.“ Zu finden sind die Häuser von Nicolog von Österreich über die Schweiz bis an die Ostsee. „Damals in Russland haben wir sogar Blockhäuser nach Skandinavien und in die USA geliefert“, unterstreicht Berwian die überregionale Komponente seines Schaffens. Wenn sein Handwerk getan ist, folgen die üblichen Ausbaugewerke wie Trockenbau, Elektrik und Sanitär. Wenn die Häuser dann einmal vollendet sind, nimmt sich Nikolas Berwian gerne die Zeit, um das endgültige Werk zu begutachten. „Durch die weite Streuung der Bauobjekte kann das aber manchmal ein bisschen dauern“, verrät er. Und auch dass ein besonders schönes Exemplar hier in der Nähe am Schliersee steht, gibt er gerne zu. Aber die genaue Adresse verrät er nicht. „Meine Kunden legen sicher viel Wert auf ökologische Aspekte – aber natürlich auch auf ihre Ruhe“, grinst Berwian und kann den Beweis, dass es sich um ein wirklich außergewöhnlich behagliches Objekt in Traumlage handelt, zumindest mit einem Foto aus der Rohbauphase erbringen.

Bildnachweis: Nicolog, Bettina Sewald

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Bettina Sewald

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