Natur & Freizeit

Wandern mit AHA-Effekt: Erlebniswanderwege im Oberland

Kunstwerke auf der Alm betrachten, spannenden Sagen im Wald nachspüren oder meditierend Schritt für Schritt zur eigenen Mitte finden: Auf einigen besonderen Erlebniswegen im Oberland können Wanderer weit mehr als „nur“ Natur erleben und entdecken

Kunstgenuss auf dem Blomberg

Überraschende Aus- und Einblicke beschert Deutschlands höchstgelegener Kunstwanderweg auf dem Blomberg bei Bad Tölz. „Sinneswandel“ steht als Motto über der etwa 1,5 Kilometer langen Strecke von der Wackersberger Alm bis zum Blomberghaus. Entlang des 2008 angelegten Weges in rund 1240 Meter Höhe sind 24 Skulpturen und Land-Art-Kunstwerke harmonisch in die Landschaft gebettet. Hinauf geht es bequem mit der Sesselbahn.

Wer alle Objekte anschauen will, der schwenkt von der Bergstation nach links und spaziert zunächst über die Alm zur Arche aus Lindenholz gleich neben dem Gipfelkreuz. Weite Blicke gen Norden bieten sich bei einer Rast nahe der Bergstation auf einer Bank mit einer modellierten Bergkette als Rückenlehne, um die herum ein halbes Dutzend Objekte zu entdecken sind. Die Kunstwerke verändern sich ständig, neue kommen hinzu, andere verschwinden, und die bestehenden werden von Wind und Wetter geformt – wie das „Spiel auf Steinen“ unterhalb der Sesselbahn, ein Land-Art-Projekt aus Steinen, Holzstehlen und Knochen. Ein Fisch „schwimmt“ zwischen den Bäumen, geschnitzte Salamander winden sich am Boden, ein überdimensionaler Vogel breitet seine mächtigen Schwingen aus, ein Pferd aus Eichenholz „erhebt“ sich aus der Wiese. Am Ende des Weges lädt „der Genießer“ zum Ruhen und Rasten ein. Aber dafür wählen die meisten Wanderer lieber den prächtigen Berggasthof mit Biergarten und Hochseilpark.

Weitere Informationen: Tourist-Information Bad Tölz, Tel. 08041/7867-0, www.bad-toelz.de

Auf dem Weg zu sich selbst

Entschleunigen, Abschalten und Schritt für Schritt den Stress des Alltags hinter sich lassen: Dieser Effekt stellt sich beim Wandern ohnehin schnell ein, ganz besonders aber auf dem Meditationsweg Ammergauer Alpen. Von der berühmten Wieskirche bei Steingaden führt der besinnliche Weg über Oberammergau und Kloster Ettal bis zum Schloss Linderhof 85 Kilometer weit durch die grandiose Landschaft zwischen Zugspitze und Neuschwanstein. Unterwegs laden Kirchen und Klöster, Kapellen und Kraftorte in der Natur zur inneren Einkehr, beispielsweise die Scheibum, der wildromantische Felsdurchbruch der Ammer, und das mystische Moor bei Bad Kohlgrub.

Der Weg lässt sich in 14 bequeme Etappen unterteilen. Man kann ihn am Stück erwandern oder in einzelnen Abschnitten, allein oder bei geführten meditativen Wanderungen, begleitet von einem Pilgerführer. Unser Tipp für Einsteiger ist die 7. Etappe: von der Kappelkirche am Rande Unterammergaus, einer der ältesten Kirchen im bayerischen Oberland, hinauf aufs Hörnle, den herrlichen Aussichtsberg bei Bad Kohlgrub. Dort oben lässt sich die Tour um eine tolle Variante erweitern: Auf dem sogenannten Zeitberg lädt ein 4,3 Kilometer langer Rundweg mit sechs außergewöhnlichen Ruhe-Inseln wie einer Urzeit-Moorliege oder Massageliegen zu besonderen Auszeiten ein.

Weitere Informationen: Ammergauer Alpen GmbH, 82487 Oberammergau, Tel. 08822/922740, www.ammergauer-alpen.de und www.brennendes-herz.de

Sagenhafter Wanderspass

Nervenkitzel wartet am 2050 Meter hohen Osterfeldkopf unterhalb der Alpspitz-Pyramide hoch über Garmisch-Partenkirchen: Von der spektakulär über den Abgrund ragenden Aussichtsplattform AlpspiX geht der Blick 1000 Meter in die Tiefe. Dann wird gewandert: Auf einem gut ausgebauten Pfad schlängelt sich der Genuss-Erlebnisweg von der Bergstation der Alpspitzbahn zur Kreuzeckbahn. Auf knapp drei Kilometern lassen 18 liebevoll ausgearbeitete Stationen „das SteinReich des Riesen von der Alpspitze“ lebendig werden.

Weitere Information: Bayerische Zugspitzbahn, Tel. 08821/7970, www.zugspitze.de

Wo der feurige Tatzelwurm haust

Spannende Geschichten für kleine Wanderer stehen im Mittelpunkt des Sagenwegs am Hocheck bei Oberaudorf. Auf dem drei Kilometer langen Weg von der Bergstation der Bergbahn Hocheck zur Mittelstation erzählt der „Kinderkaiser“ an vier Stationen in großen Sagenbüchern vom mystischen Berg Brünnstein, von dem Riesen am Grauen Stein, von der bösen Wetterhexe, den hilfsbereiten Zwergen und vom feurigen Tatzelwurm. Die großen Wanderer genießen die Ausblicke auf das Kaisergebirge. Stärken kann man sich unterwegs im Berggasthof.

Weitere Informationen: Kaiser-Reich Information Oberaudorf, Tel. 08033/30120, www.kaiser-reich.com

Naturkunde hoch über dem Walchensee

Die fantastische Aussicht vom Herzogstand begeisterte schon den „Kini“ über die Maßen. König Ludwig II. genoss oft und gerne von dort, hoch über dem Walchen- und Kochelsee, den Rundblick über sein Reich. Wer heute auf seinen Spuren wandert, der bekommt zum famosen Ausblick auch noch kostenlosen Geologieunterricht. Seit 2008 informiert ein Naturlehrpfad entlang des Panoramawegs (in rund 1600 Metern Höhe) auf insgesamt elf reich bebilderten Schautafeln über die Flora und Fauna sowie geologische Besonderheiten rund um den Herzogstand. Getreu dem Motto „Man sieht nur, was man weiß“, betrachtet mancher Wanderer die Landschaft dann mit anderen Augen. Der Pfad beginnt an der Talstation der Herzogstandbahn, wo zwei Tafeln über die Entstehung des Walchensees und den Eibenwald informieren. An der Bergstation angekommen, wenden sich die meisten Wanderer nach links, wo nach wenigen Metern die nächsten Lehrtafeln warten. Im weiteren Verlauf ist das Vogelschutzgebiet ebenso Thema wie die alpine Flora, die Eiszeit und das Karwendel. Auf halbem Weg lockt das Berggasthaus Herzogstand mit seiner Sonnenterrasse zum Verweilen. Der gesamte Pfad ab der Bergstation ist etwa 2,5 Kilometer lang; eineinhalb bis zwei Stunden sollte einplanen, wer sich mit den Tafeln intensiv beschäftigen möchte.

Weitere Informationen: Tourist Information Walchensee, Tel. 08858/411, www.walchensee.de und www.herzogstandbahn.de

Über den Autor

Rudi Stallein

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