Richard Weiß, Inhaber und Chefkoch des Landgasthofes Rittergütl, hätte man noch vor ein paar Jahren als kochenden Globetrotter bezeichnen können. Doch mit der Übernahme des väterlichen Betriebes hat er seinen festen Platz inmitten der Dorfgemeinschaft gefunden.
Wer den sympathischen Besitzer des gemütlichen und für seine Sonnenaussichtsterrasse bekannten Restaurants in Irschenhausen nach seinem Lebenslauf befragen möchte, sollte sich Zeit nehmen, denn die Wege des deutsch- und englischstämmigen US-Amerikaners führten ihn schon rund um die halbe Welt. Geboren in Amerika, nach der Trennung der Eltern bei der Mutter und den Großeltern in England aufgewachsen, zog er als 17-Jähriger zur Koch-Ausbildung nach Deutschland in die Nähe des Vaters, um nach erfolgreichem Abschluss als Saisonkoch u. a. auf einem renommierten Kreuzfahrtschiff um die Welt zu reisen. Doch im idyllischen 558-Seelen-Dorf Irschenhausen, einem Ortsteil der Gemeinde Icking, scheint er angekommen zu sein. Mit der Übernahme des Rittergütls zur Jahrtausendwende, der Gründung einer eigenen vierköpfigen Familie und dem Erwerb eines Hauses am Rande des kleinen Örtchens schließt sich für ihn der Kreis.
Endlich angekommen
Doch bis der Vater im Restaurant das Zepter an den Sohn weitergab, gingen einige Jahre ins Land. Dem damaligen Betreiber, der das Rittergütl im Jahr 1978 pachtete und drei Jahre später kaufte, fiel es wie vielen Vätern schwer, die selbst aufgebaute Wirtschaft endgültig in die Hände des Sohnes zu geben. Doch im Jahr 2000 erteilte er ihm schließlich grünes Licht zum Umbau des Lokals. In seiner Ickinger Hausbank fand Richard Weiß einen kompetenten Partner, der die Renovierung vorfinanzierte.
Nach der Neueröffnung wuchs der Kundenstamm enorm, sodass das Personal sich innerhalb kürzester Zeit vervierfachte. Mittlerweile gibt es fast keinen Tag mehr, an dem auch nur einer der Tische frei bleibt. Nicht nur aus Icking, sondern auch aus der Münchner und Starnberger Gegend kommen viele Besucher, die das Flair und die abwechslungsreiche Küche des Restaurants zu schätzen wissen. Denn im Rittergütl finden Gäste nicht nur den weithin bekannten Schweins- oder Spanferkelbraten mit Knödel und Blaukraut, sondern auch viele leichte Gerichte mit (inter)nationaler Note. Dem weit gereisten und dennoch bodenständigen Wirt und seiner Belegschaft liegt es zudem besonders am Herzen, dass sich jeder Gast, egal ob Jung oder Alt, ob mit großem oder kleinem Geldbeutel, wohl in seinen Räumen fühlt.
Wie es weitergeht
Ob seine Kinder Niklas (7) oder Anna-Lena (4) den florierenden Betrieb einmal übernehmen werden, steht natürlich noch in den Sternen. „Wünschen würde ich es mir, aber ich möchte es halten wie mein Vater, der mir stets das Gefühl gab, ein Zuhause mit beruflicher Rückendeckung zu haben, mir aber dennoch die Freiheit ließ, meine eigenen Erfahrungen im In- und Ausland sammeln zu können. Denn ohne die wäre das Rittergütl nicht das, was es heute ist“, resümiert Richard Weiß.